Alteingesessene 3
An den übrigen Straßen des Ortes fand man folgende Bauerngüter, die nicht mehr alle als solche zu erkennen sind.
Jägerschlößchenstr. 63
Das auf dem Stadtgut errichtete Gebäude der Familie Findeisen/Neuhaus ist den Alt-Reichenhainern eher unter dem Begriff „Fischel-August“ bekannt. Doch zunächst wurde es errichtet, um ein altes Bauerngut gegenüber abreißen zu können.
Jägerschlößchenstr. 60
Wo sich später Kulturhaus und Sportplatz „Stahl Reichenhain“ ausbreiteten und nach 1995 Einfamilienhäuser dazukamen, breiteten sich Felder bis zur Zschopauer Str. aus, die zum größten Bauern von Reichenhain gehörten. Delling,Otto und Anna begründeten die Familie, die auch heute noch Nachfahren rund um die ehemaligen Standorte ihrer Gebäude wohnen hat. Denken wir nur an die Lehrerin Frau Wölfel, ihren Sohn Heiner Wölfel oder auch die junge Delling – Familie, die die noch vorhandene Scheune ausgebaut hat und seit ≈ 2000 darin bewohnt. Das Gut war bereits 1865 einmal Opfer der Flammen geworden, als gerade Manövereinquartierung im Ort war. Damals hießen die Besitzer noch Kreißig, hatten aber nichts mit den übrigen gleichnamigen Bauern im Ort gemeinsam. „Von dem alten Delling-Gut wäre nur das kleine Fachwerkhäuschen an der Ostseite übriggeblieben“ - so steht es in alten Unterlagen. Nach dem 1. Weltkrieg glaubte der Delling-Bauer das Geschäft seines Lebens gemacht zu haben, als er alle Felder verkaufte. Leider wollte der Käufer dann die Gebäude nicht übernehmen, so dass aus dem Großbauern eine Häusler-Wirtschaft wurde. Familie Delling hatte auch in der Gemeinde stets ein gewichtiges Wort mitzureden.
Richterweg 102
Das ehemalige Pfarrgut lag auf dem Grundstück der heutigen Siedlung an der Gemeindewiese und wurde letztmalig vom Pfarrer M. Gottlob August Poppitz bis 1861 landwirtschaftlich bestellt. Später wurde es an die Einwohner als Pachtgrundstück vergeben. So boten die weidenden Ponys des Martin Melzer bis zur Bebauung nach 1990 ein gewohntes Bild.
Jägerschlösschenstr. /Ecke Richterweg
Die ursprüngliche Ortsmitte mit Gemeindeamt, Schule und Kirche vervollständigte das Lehnrichtergut. Das Lehngut oder auch Lehnrichtergut hat zum Teil bis Ende 1968 noch gestanden, war aber in einem traurigen Zustand. Wie alte Berichte lauten, hatte dieses ebenso wie das Pfarrgut jeweils 4 Gebäude. Bis vor dem 2. Weltkrieg vorhanden, ließ nur der Ostgiebel des Wohnhauses noch etwas von alter Bauernherrlichkeit erahnen. Die Felder des Lehngutes lagen links und rechts des Richterweges. Ein sehr mutiger und energischer Richter namens Carl, Friedrich Eichler hat um das Jahr 1790 die Bauern aufgewiegelt, aber auch dazu gestanden und hat dafür Geldstrafe und Arrest in Torgau in Kauf genommen, wie an anderer Stelle noch erwähnt wird. Auf dem Neubau-Gelände des ehem. Pfarrgutes hat eine Straße ihm zur Erinnerung seinen Namen „Eichlerstraße“ erhalten.
Jägerschlößchenstr. 82
Die Besitzer wechselten in den letzten 100 Jahren von Kreisig, Oskar über Stöckel zur heutigen Familie Lutze, die auch 2009 noch Viehwirtschaft betreibt, allerdings der Anbau der früher üblichen Feldfrüchte erfolgt nicht mehr.
Jägerschlößchenstr. 86
1892 kaufte Oskar Bochmann die Bauernwirtschaft, vererbte diese später an Sohn Paul und dessen Sohn Karl war der letzte Bauer. Seine 3 Söhne mit ihren Familien wohnen mit der Mutter z.T. noch im Wohnhaus bzw. haben neu gebaut.
Jägerschlößchenstr. 90
Die Familien Seidel, Fischer und Ranft sind die heutigen Bewohner, haben aber nie Landwirtschaft betrieben, d. h. seit 1927. Ein Vorbesitzer: Waschmaschinen- Hähner, war auch kein Bauer. Evtl. gab es früher einen Bauern names Pilz.
Jägerschlößchenstr. 94
Eines der ältesten und denkmalgeschützten Güter gehört heute der Familie Brodtmann. Von Kleintierzucht und Garten abgesehen ist von diesem Grundstück aus schon viele Jahrzehnte keine „Bauerei“ mehr erfolgt. Herr Reinhold war Traktorist und nur die Vorgänger Enghardt und Loose, Alfred waren Bauern.
Jägerschlößchenstr. 104
Kircheneigentum war und ist auch heute noch dieses zum Grundstück gehörige Feld. Nur Gebäude und Garten rings ums Müller-Pfarr-Gut durften 1970 an die heutigen Besitzer Familie Gottfried Berger verkauft werden. Wegen Baufälligkeit war die Landes-Kirche zu einer Sondergenehmigung bereit, denn sonst dürfen kircheneigene Grundstücke nur in Form von Erbpacht weitergegeben werden.
Jägerschlößchenstr. 105
Neubert, Oskar; Loos; Uhlig, Gisela und Christian heißen die Besitzer dieses einzigen Hofes auf der linken Seite. In früheren Zeiten sollen aber die Hofgebäude im heutigen Bauerngarten, der auf der rechten Seite bis zur Gornauer Str. hinunter reicht, gestanden haben. Der Uhlig-Bauer betreibt aus Liebhaberei immer noch etwas Viehwirtschaft. Von der Milch seiner wenigen Kühe buttert und verkauft er auch einen kleinen Teil und Überschuss seiner mühsamen Arbeit. Kühe, Schweine, Schafe und Federvieh vermitteln uns heute einen idyllischen Anblick, der dem ahnungslosen Besucher aber nichts über 7-Tage-Woche und lebenslanger Urlaubssperre verrät.
Jägerschlößchenstr. 110
Auf luftiger Höhe bildet das Hähnel-Gut den Abschluß der Bauerngüter.Familie Hähnel kam erst 1954 nach Reichenhain. Der Vorbesitzer Richter, Hermann war darüber hinaus der Schwiegervater des bekannten Lehrers Arno Kegel.
Am Stollen
Die bereits erwähnte Ziegelei Leppelmeier betrieb auch eine große Landwirtschaft.
Die Felder breiteten sich nördlich und östlich des Gutes aus, sowie entlang der unteren Gornauer Str. und aufwärts der Reichenhainer Str.
Bernsdorfer Str.
Auch an der Bernsdorfer Str. bis zur heutigen Wendeschleife der Straßenbahnlinie 2
fand man Flächen vor, die von wechselnden Besitzern teilweise landwirtschaftlich bzw. gärtnerisch genutzt wurden.