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1906: Fritz Görner geboren, erste Chronik

1906 geboren und 1997 gestorben, lebte Fritz Görner bis auf die letzten wenigen Jahre immer in Reichenhain. Gemeinsam mit seiner Frau Gertrud, einer Sängerin, bezog er nach seiner Hochzeit das kleine, idyllische Häuschen auf der Mittagleite, das ihm sein Vater, der Görner-Schneider von der Gemeindewiese, erbaute. Leider war diese Wohnung nicht altersgerecht, so dass sich der Umzug auf den Kaßberg nicht umgehen ließ.


Als ältester Sohn von Paul Görner, übte auch Fritz den Beruf des Herrenschneiderhandwerkes aus und beherrschte sein Handwerk mit allen Fähigkeiten, die der heutigen Konfektionsindustrie kaum noch bekannt sein dürften. Neben seinem Beruf interessierte ihn aber alles was in seinem Heimatort früher und auch in der Gegenwart vor sich ging.


Ich kann mich sehr genau an seinen Lichtbildervortrag im Kirchgemeindehaus erinnern, wo er auch Tondokumente zur Verfügung stellte, die den Nachtigallgesang aus seinem Garten zu Gehör brachten.


Auf Grund seines Wissens und der Anregung des Reichenhainer Pfarrers entstanden seine Erinnerungen zur Reichenhainer Geschichte. Darüber erschien bereits am 16.11.1993 ein Artikel in der Freien Presse unter dem Titel: Der Alte Fritz schreibt Reichenhains Memoiren.


Im Folgenden sollen nun die Berichte, Aufstellungen und Niederschriften des 1. Chronisten von Reichenhain den modernen Internet-Lesern nahegebracht werden. In Kursiv-Schrift sind seine Orginalaufzeichnungen wiedergegeben. Ergänzt habe ich einen Bericht zum Teil nach Rücksprache mit den betreffenden Personen,  mit Erläuterungen zu den von Fritz Görner aufgezählten alteingesessenen Bauernfamilien.
 

Die Reichenhainer Chronik des Fritz Görner (aufgeschrieben 1992 mit 86 Jahren)

 

Geschichtliches

Die alte Schule am Anfang des Pfaffensteig steht noch, davor die Schullinde. Die 1870 erbaute Schule mit 3 Schulräumen, der Kantoratswohnung, der Hausmeister und Hilfslehrerwohnung, sowie den ab 1912 und später gebauten Schulbaracken, fielen dem Bombenkrieg zum Opfer. Hinter dem Kriegerdenkmal 1914-1918 (58 Gefallene) steht die König Albert Eiche(Regierungszeit 1873 bis 1902. Gegenüber die Schiller-Linde gepflanzt 1906 zum Gedenken an Schillers Tod 1806.

Über die Kirche ist schon anderweit berichtet.

Gestalter des Kriegerdenkmals ist der Reichenhainer Architekt Walter Müller, er schuf auch den im Krieg zerstörten Bismarkturm.
 

Bericht über die Glocken in Reichenhain

Die mittlere Glocke, die Älteste der Stadt, 1575 in Freiberg gegossen, blieb im 1. Weltkrieg erhalten.

Während des 2. Weltkrieges musste sie abgegeben werden. Nach Kriegsende kehrte sie wieder von dem sogenannten Glockenfriedhof aus Hamburg zurück.

Die große und die kleine Glocke, mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden, beide 1873 gegossen. Sie wurden 1917 im Turm in Scherben geschlagen, es klang schaurig, ich war damals 11 Jahre alt. 1920 erhielten wir 2 neue Glocken, in Apolda gegossen, sodaß wieder ein Dreiergeläut möglich war. Im 2. Weltkrieg ließ man uns nur die kleine Glocke, die mittlere Glocke, wie erwähnt kehrte zurück. Ein schwaches 2 Glockengeläut war wieder möglich bis 1985.

Der Wunsch vieler Gemeindeglieder war ein vollständiges Dreiergeläut. Ein Gemeindeglied spendete 10.000,-- MK. Im Dezember 1985 wurde die neue große Glocke in Apolda gegossen. Am 20.Sept.1986 war der feierliche Aufzug. Die kleine Glocke war vorher schon abmontiert, es war angeblich kein Platz, der Hinweis, ein Gerüst aufzustellen, wie in anderen Gmeinden, wurde auch nicht beachtet. Auch im Klang fügte sich die kleine Glocke nicht ein. Ich habe festgestellt den Dreiklang C-Es-Ges also 2 kleine Terzen. Die kleine Glocke wurde später an das Heim Börnichen abgegeben. So wurde der Wunsch vieler Gemeindeglieder nicht erfüllt.

 

Die Bauern (32 Bauern sind erwähnt - Bericht s.o.)

Die Flächen wurden früher nach Hufen berechnet, später nach  Acker.

1 Hufe                                    = 30 Hektar und mehr

1 sächsischer Acker           = 5534 qm

 

In Reichenhain gab es 2 Ziegeleien Leppelmeier und Viertel in Nähe der Morgensonne und 3 Gärtnereien Hermann, Klingsporn, Zimmermann an der Zschopauer Straße

 

Die Häusler

Mehrere Häusler waren Besitzer von Kleinstparzellen.

Oben an der Hauptstraße, das Windmühlenfeld, es soll dort eine Windmühle gestanden haben.

Ein schmaler Streifen von 30 bis 35 m Breite von der Dorfstraße, rechts entlang der heutigen Mittagleite bis zur Zschopauer Straße aufgeteilt an Häusler darunter auch das Kantorlehn.

Für die beiden Straßen „ An der Gemeindewiese“ und „Mittagleite“ wäre richtiger die Bezeichnung“Gemeindewiese“.

Die kleinen alten Häuser im Dorf m, wohl damals schon
standen mitunter auf Grundstücken von 200 bis 300  eine Kostenfrage. Außerdem bewohnt mit mehreren zum Teil kinderreichen Familien, heute unvorstellbar.

 

Zu berichten wäre noch: Das Neubertgut hat ehemals unten an der Dorfstraße gestanden. Das Neuhausgut dort wo heute die Orchideen-Gärtnerei ist, die Scheune steht noch, später ausgebaut. Von den im Krieg zerstörten Häusern sind 21 nicht wieder aufgebaut worden, entlang der Dorfstraße. Das Ösergut, rechts vom Pfaffensteig, hat ehemals auch zum Lehngut gehört.

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